Die Stadt im Meer (d20)
Seit einigen Tagen sind die Abenteurer als Passagiere auf der „Leuchtenden Sonne" unterwegs¸ einem Handelsschiff¸ das vom Kaiserreich Changai Nuruu kommend die Küste nach Osten entlang bis zur Halbinsel Ruphan segelt.
Mittlerweile machen sich bei ihnen bereits Langeweile und Trägheit breit.
Doch als das Wetter unvermittelt umschlägt¸ ist es vorbei mit Ruhe und Entspannung.
Innerhalb weniger Minuten ziehen dunkle Wolken auf¸ der Himmel öffnet seine Schleusen¸ Regen überschwemmt das Deck¸ schwappt in die Laderäume¸ und der Wind steigert sich abrupt zu einem Orkan¸ der das Schiff hilflos zwischen den sich immer wieder auftürmenden Wellenbergen hin und her taumeln lässt. Die Roll- und Stampfbewegungen sind enorm.
Im Minutentakt schlagen schwere Brecher gegen die Bordwände und erschüttern das krängende Schiff bis in die letzten Spanten.
Stundenlang wütet der Sturm¸ bis er dann schließlich genauso plötzlich wieder abflaut¸ wie er aufkam.
Doch die Freude der Überlebenden weicht blankem Entsetzen¸ als sie erkennen¸ dass das Schiff nur noch ein besseres Wrack ist. Segel und Takelage hängen in Fetzen herunter. Der Vormast ist gebrochen¸ der Hauptmast in Höhe des Ausgucks gesplittert¸ das Ruder beschädigt.
Es dauert ein wenig¸ bis der Kapitän¸ die Offiziere und der Steuermann bemerken¸ dass das Schiff merkwürdigerweise noch Fahrt macht. Als sie nach kurzer Beratung anhand der funkelnden Sterne am nun wieder strahlenden Nachthimmel vermuten¸ wo sich das Schiff momentan ungefähr befinden könnte¸ werden sie sehr nervös.
Und als sie feststellen¸ dass das Schiff trotz der Schäden weiterhin immer schneller wird¸ geraten sie in Panik¸ denn damit scheint sich ihre Befürchtung zu bestätigen¸ dass sie genau auf das „Auge des Teufels" zuhalten¸ einen gewaltigen Strudel¸ dessen Sog niemand entkommen kann und der seit Jahrhunderten genau an der Stelle existiert¸ an der einstmals die Insel Khandra - und mit ihr die mächtige Seehandelsstadt Zagora - in einem gewaltigen Seebeben unterging.
Nur wenige Minuten später fädelt das Schiff unter starken Rüttelbewegungen mit geradezu irrwitzigem Tempo in den Strudel ein.
Wer bis jetzt noch nicht von Bord gespült wurde¸ kann einen Blick riskieren¸ wohin die Fahrt geht und sieht - eigentlich unmöglich -¸ dass am Grunde des Strudels¸ der annähernd einen Durchmesser von einer Meile haben dürfte¸ eine Insel zu liegen scheint.
Die Fahrt geht schnell hinab. Keine 10 Minuten dauert es¸ bis die Basis des Strudels erreicht ist.
Mit einem gewaltigen Ruck schießt das Schiff aus dem Strudel heraus und taucht mit dem Bug voran fast bis zur Hälfte unter. Nach einigen schrecklichen Sekunden¸ die gefühlte Minuten dauern¸ stabilisiert es sich wieder und driftet in ruhigeres Fahrwasser ab.
Nur wenige hundert Meter entfernt liegt eine kleine felsige Insel. Um einen ca. 50 m hohen steilen Berg rankt sich eine alte Stadt¸ die im düsteren Mondlicht verlassen wirkt.